Viele Hundebesitzer kennen diese Situation: Sie stellen ihren gebarften Hund beim Tierarzt vor und dieser rät dringend zu einem BARF-Profil. Doch was kann das Blutbild über die Fütterung aussagen und wo sind die Grenzen des BARF Profils?
Das BARF-Profil ist eine Blutuntersuchung, bei dem der Zustand der Blutzellen (sogenanntes kleines Blutbild) und einige Nährstoffwerte untersucht werden. Mineralien, Vitamine und Spurenelemente wie z. B. Calcium, Phosphat, Zink, Jod, Kupfer, Vitamin A und D werden betrachtet. Die Versorgung des Körpers mit Nährstoffen soll damit überprüft werden.
Ein Blutbild, egal zu welchem Zweck, ist eine Momentaufnahme. Es spiegelt nicht den Zustand des Körpers, sondern lediglich des Transportmediums Blut zum Zeitpunkt der Blutabnahme wider. Es sollen dadurch Rückschlüsse auf den gesamten Körper gezogen werden, was faktisch nicht möglich ist. Die Blutwerte von Calcium, Phosphor, Kupfer, Zink, Vitamin D und Jod sind wenig aussagekräftig für die momentane Nährstoffversorgung. Sie verändern sich erst dann, wenn eine lang anhaltender Mangel oder schwere Fehlversorgung des Tieres vorliegt. Beispielsweise wird Calcium bei Unterversorgung aus den Knochen und Zähnen gelöst und bei einer Überversorgung über die Nieren ausgeschieden. Der Blutwert ist also lange noch im Normbereich. Das Blutbild zeigt nicht, wie es tatsächlich um die Speicherreserven von Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen bestellt ist. Es zeigt lediglich, was gerade im Blut vorhanden ist. Mehr nicht. Der Zustand des Blutes wird zudem von vielen Faktoren beeinflusst, z. B. Tageszeit, Stress, Fütterungszeitpunkt. Der Phosphorgehalt ist beispielsweise von der Fütterung und dem Alter abhängig. Er kann auch bei Fehlern bei der Blutabnahme oder falscher Lagerung des Blutes verändert sein.
Bei auffälligen Werten im Blutbild lässt sich nicht unterscheiden, ob die Abweichungen tatsächlich durch die Fütterung ausgelöst werden oder andere Probleme im Körper vorliegen. Zudem beeinflussen sich die Nährstoffe gegenseitig. Beispielsweise wird Kupfer durch eine erhöhte Aufnahme von Calcium oder Zink nicht gut vom Darm aufgenommen. Ebenso kann Kalium durch zu viel Natrium vermindert sein und Calcium durch zu viel Magnesium. Die eigentliche Ursache kann vom BARF-Profil aber nicht festgestellt werden.
Generell zu bedenken ist, dass die Referenzwerte an Tieren ermittelt wurden, die mit Trockenfutter, also synthetischen Nährstoffen, versorgt wurden. Diese werden anders verstoffwechselt und können die Blutwerte verändern. Die Aussagekraft der Referenzwerte für gebarfte Tiere darf in Frage gestellt werden. Beispielsweise weisen gebarfte Tiere einen „erhöhten“, aber unbedenklichen Phosphorwert im Blut auf. Dem Tier geht es aber gut.
Werden Tiere mit allen nötigen Bestandteilen und vor allem abwechslungsreich gebarft, ist die Gefahr einer Unterversorgung nicht gegeben. Wenn Sie mit Ihrer BARF-Zusammenstellung unsicher sind, fragen Sie einen erfahrenen Barfer, eine Ernährungsberatung oder einen Tierheilpraktiker, was er davon hält. Selbst die Labore bestätigen, dass BARF-Profile wenig Aussagekraft zur mittel- und langfristigen Nährstoffversorgung besitzen.
Beobachten Sie Ihr Tier, das glänzende Fell, die gesunden Augen, das gesamte Erscheinungsbild, das Verhalten… Es sollte im Ganzen vital sein. Orientieren Sie sich bei der Fütterung an der Natur, schauen Sie, woraus ein Beutetier besteht und verlassen Sie sich auf Ihre eigene Wahrnehmung und Ihren Tierverstand.