Das Sommerekzem – was steckt dahinter?

Der Juckreiz ist Stress pur - für Pferd und Reiter

Pferdebesitzer, deren Pferde am Sommerekzem leiden, sind nicht zu beneiden. Wenn die Zeit der Kriebelmücken, Gnitzen und Co. wieder losgeht, wird es für beide eine stressige Zeit. Ausritte am Morgen oder in der Abenddämmerung, vor allem in der Nähe von Gewässern und Waldrändern, sind nicht wirklich erholsam. Das Pferd ist von Insektenstichen unruhig und genervt, der Reiter leidet mit.

Was steckt hinter dieser Krankheit?

Und wird sie wirklich „nur“ von Kriebelmücken und anderen kleinen Insekten ausgelöst?

Die Symptome sind hinlänglich bekannt: Die kleinen Plagegeister lösen mit ihren Stichen Juckreiz aus. Besonders dort, wo das Pferd nicht hinkommt: am Mähnenkamm, am Schweif, am Bauch, an den Ohren. Das Pferd scheuert sich blutige Hautstellen. Die gängige Meinung ist, es handele sich beim Sommerekzem um eine allergische Reaktion, eine Überempfindlichkeit des Pferdes auf den Speichel dieser Insekten. Nur – worauf beruht diese erhöhte Allergiebereitschaft?

Beispiel Islandpferde: In unseren Breiten wurde bei dieser Robustpferderasse das Sommerekzem zuerst beobachtet. Inzwischen sind viele dieser Pferde davon betroffen.
Die auf Island lebenden Pferde, immerhin seit ca. 1200 Jahren dort gezüchtet, hatten nie Sommerekzeme! Warum nicht? Die Lebensumstände dort sind völlig andere als hier bei uns: Karge Vegetation, keine eiweiß- und zuckerhaltigen Weiden. Böden, die reich sind an Mineralien und Spurenelementen.

Viel spricht dafür, dass die Auslöser für diese quälende Allergie ernährungsbedingt sind: Intensiver Weidegang auf energie-, eiweiß- und fruktanhaltigen Weiden, dazu als Ergänzungsfutter stärkehaltige Getreide und Müslis. Der Darm wird so geschwächt und Leber und Niere überlastet. Die Haut springt als Ausscheidungsorgan kompensatorisch ein. Ist die Darmfunktion gestört, kann das Pferd Mineralstoffe und Spurenelemente nicht mehr optimal resorbieren. Das Immunsystem wird geschwächt – und die Allergiebereitschaft steigt.

Wie kann man seinem Pferd helfen?

Erste Maßnahme: Ekzemerdecke und Maske. Damit wird die Ursache aber nicht behoben, zumindest aber das Problem reduziert. Auch Repellents (Fliegen- und Mückenspray) doktern nur an der Oberfläche. Erforderlich ist eine Darmsanierung und eine Ausleitung mit Kräutern, vor allem mit Bitterkräutern, wodurch die Leber- und Nierenfunktionen gestärkt werden und die Haut als Ausscheidungsorgan entlastet wird. Wichtig ist auch die ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen, wie sie bei Islandpferden in ihrer Heimat immer gesichert ist. Eine Überversorgung mit Eiweiß und Zucker auf fetten Wiesen muss vermieden werden und ein längerer Aufenthalt auf abgefressenen und deshalb gestressten Wiesen ist genauso gefährlich, denn in den nachwachsenden Gräsern ist die Menge an Fructanen, die u. a. auch zu Rehe führen, extrem hoch. Dasselbe gilt für Weiden bei länger anhaltender Trockenheit. Diese gestressten Gräser sind meist stark mit Endophyten belastet. Das sind Pilze, die in den Gräsern leben, wo sie Gifte produzieren, mit denen sich die Gräser vor dem Gefressenwerden schützen. Pilze und Gräser leben in Symbiose.

Sinnvoll ist es, sein Pferd schon vor Beginn des Fellwechsels (Januar) abwechslungsreich mit Kräutern zu versorgen und so auf die Weidesaison vorzubereiten. Die Chancen, die Allergiebereitschaft zu mildern, sind dann groß. Über einen längeren Zeitraum und mit viel Geduld lässt sich das Problem ‚Sommerekzem‘ sogar völlig in den Griff kriegen. Das sind doch gute Aussichten!