Vorweg: Katzen sind das beliebteste Haustier in Deutschland. Im Jahr 2018 lebten ca. 14,8 Millionen Katzen in deutschen Haushalten, dagegen ‚nur‘ 9,4 Millionen Hunde.
Im Gegensatz zum Rudeltier Hund werden Katzen meist als Einzelgänger gesehen. Als Tiere, die sich im Zusammensein mit Artgenossen nicht wohl fühlen und lieber ihren eigenen Weg gehen.
Was ist dran an dieser landläufigen Meinung?
Dass Katzen sehr eigenwillig und unabhängig sind, ist unbestritten. Vielleicht wird ihnen deshalb das Etikett des Einzelgängertums aufgedrückt? Eines ist allerdings richtig: Sie brauchen keinen Katzenkumpel, um Mäuse zu erledigen.
Aber sind unsere Hauskatzen deshalb ungesellig? Klare Antwort: Nein. Beobachtungen – z. B. auch auf hiesigen Bauernhöfen – zeigen, dass es regelrechte Katzenverbände gibt. Die Tiere haben untereinander vielfältige soziale Kontakte: Freundlicher Nasenkontakt, gegenseitige Fellpflege und Kopfputzen, gemeinsames Schlafen und Kontaktliegen.
Es ist immer wieder berührend zu sehen, wie zärtlich befreundete Katzen miteinander umgehen können.
In der Überzeugung, Katzen seien Einzelgänger, holen nicht wenige Katzenliebhaber einen einzelnen Welpen im Alter von vielleicht 8 Wochen als reine Wohnungskatze zu sich, also noch vor Ende der Sozialisierungsphase mit 12 Wochen, das im festen Glauben, so das kleine Kätzchen besser an den Menschen gewöhnen und prägen zu können, weil das angeblich das Miteinander vereinfacht. Meist ist jedoch das Gegenteil der Fall: Werden die Tiere derart früh von Katzenmutter und Wurfgeschwistern getrennt und zu ‚Einzelhaft‘ verbannt, können die Katzen später Verhaltensprobleme entwickeln und auffällig werden (Stubenunreinheit, Tapetenkratzen und vieles mehr). Das liegt nahe, denn die jungen Katzen hatten keine Möglichkeit, artgerechtes Verhalten zu erlernen. Sie brauchen den Kontakt zu gleichaltrigen Artgenossen für alle Verhaltensweisen, zum Spielen, Jagen, Toben und Kuscheln, auch für die Sauberkeit.
Ideal ist es, wenn sie mit einem Geschwisterchen aufwachsen. Der Mensch kann die für eine gesunde Entwicklung der Tiere notwendigen Sozialkontakte nie vollständig ersetzen. Ganz abgesehen davon braucht auch eine ältere, allein im Haushalt lebende Katze viel Zuwendung und Beschäftigung, sei es durch den Menschen oder einen Katzenpartner. Ein voll berufstätiger Tierliebhaber wird der Katze in dieser Hinsicht kaum gerecht. Der enge Kontakt zu Artgenossen, auch wenn es mal kracht, führt zu viel mehr Ausgeglichenheit. Dazu sollten ein Kratzbaum, Spielzeuge und Fensterbänke für Rundumsicht bereitstehen.
Eine Ausnahme der Einzelhaltung sind sicherlich ältere Katzen, die immer schon alleine leben. Diesem Tier eine Zwangsgemeinschaft aufzubürden ist vermutlich eher stressig und belastend. Eine solche Katze wird weiterhin ihre (gewohnte) Ruhe haben wollen.
Freigänger sind unkomplizierter und eben auch gut als Alleinkatze zu halten: Sie haben viel Abwechslung durch Kontakte zu fremden Katzen draußen, können auf Bäume klettern und nach Belieben Mäuse jagen. Und dennoch: Auch Freigänger schließen manchmal enge Freundschaft mit Kumpeln aus der Nachbarschaft. Hier sind sich Katze und Mensch doch sehr ähnlich.