Pferdefütterung Teil 3 - Blutwerte & Fellmineralanalysen

Was sagen Blutwerte und Fellmineralanalysen aus?

Mineralstoffe befinden sich im Blut, weil sie auf dem Weg zu ihrem Zielorgan sind. Das Blut stellt also nur ein Transportmedium dar. Genau wie ein LKW nur die Baustoffe zur Baustelle bringt. Auch hier wäre es unsinnig zu sagen, der LKW hat zu wenig Dachziegel geladen, denn vielleicht ist bereits die Hälfte auf dem Dach. Und auch andere Faktoren spielen zusätzlich eine Rolle. So würde bei einem Calciummangel der Körper Calcium aus dem Skelett nehmen, im Blut könnte also bei der Messung der Referenzwert trotz Mangels erreicht werden. Umgekehrt könnte es sogar ein zu viel an Calcium in der Nahrung und entsprechend auch im Blut geben, ohne ausreichend Vitamin D würde es nicht in die Knochen eingebaut werden können. Die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente stehen also in so einem komplexen Verhältnis zu einander, dass der momentane Wert im Blut immer nur im Zusammenhang mit bestehenden Symptomen interpretiert werden sollte.

Die Fellmineralanalysen haben den Vorteil, dass hier keine kurzfristige Momentaufnahme erstellt wird, sondern eine über längere Zeit stattfindende Einlagerung. Ob allerdings ein Mineralstoff im Haar vermehrt vorkommt, weil der Körper ihn nicht halten konnte, oder weil er zu viel davon hatte, ist nicht endgültig geklärt und von daher ist die Aussagekraft fraglich. Zudem bezieht sich diese Messung immer nur auf die Vergangenheit und nicht auf die gegenwärtige Situation.

Was kann hinter einem Mangel stecken?

Schauen wir uns das am Beispiel des häufig diagnostizierten Selenmangels genauer an. Der Referenzwert der meisten Labore liegt zwischen 100 und 200 µg. In der schulmedizinischen Literatur liegen die Angaben hingegen zwischen 28 und 250 µg. Man hat sich also geeinigt: auf einen Durchschnittswert für ein Durchschnittspferd. Dabei hätte die Einigung auch auf einen größeren Referenzbereich ausfallen können, das wäre ehrlicher gewesen, denn wissen tut das niemand so genau. So aber liegen jetzt sehr viele Pferde unter dem unteren Referenzwert. Dabei weiß man aber mittlerweile, wenn Selen in den Organen gebraucht wird, bringt es das Blut dort hin und logischerweise sinkt dann der Wert im Plasma ab.

Eine andere Möglichkeit, warum der Selenwert niedrig ist, wäre ein Zinkmangel. Selen folgt Zink, und wenn hier beispielsweise der Bedarf im Fellwechsel steigt, dann sinkt nicht nur der Zinkwert im Blut, sondern in der Regel auch der Selenwert. Eine Supplementierung von Zink bringt meist auch Selen wieder nach oben und ist viel ungefährlicher. Denn die Toleranz des Körpers für einen Selenüberschuss ist sehr gering und die Vergiftungssymptome eines Überschusses ähneln fatalerweise denen eines Mangels.

Auch bei einer Stoffwechselerkrankung wie KPU kann es zu einem Selenmangel im Blut kommen. Der Körper kann Giftstoffe über die Leber nicht mehr ausreichend ausleiten und bindet diese jetzt an Zink oder auch direkt an Selen.

Ein nahrungsbedingter Selenmangel ist also gar nicht so häufig wie uns gerade von denen oft vorgemacht wird, die es verkaufen wollen. Ein kleiner Tipp: Paranüsse enthalten natürlicherweise Selen und man kann gerne 4-6 Stück füttern, ohne direkt in die Gefahr einer Überdosierung zu kommen.

Wie kann die Fütterung den Jahreszeiten angepasst werden?

Dazu brauchen wir uns nur umsehen. In der Winterzeit wird das Nahrungsangebot knapper, zumindest in der Natur – aber meist nicht im Stall. Viele Pferde werden eingestallt und bekommen dann nicht nur ausreichend Heu, sondern auch Müsli, Möhren, Bananen, das ein oder andere Brötchen... denn es ist ja kalt. Dass das Pferd sich schon längst mit einem dickeren Fell darauf eingestellt hat, wird gerne ignoriert und kein Bär würde aus dem Winterschlaf dicker hervorgehen als er hingegangen ist. Zugegebenermaßen halten Pferde auch keinen Winterschlaf, aber die Bewegung ist meist deutlich gegenüber dem Sommer reduziert, und so manches Pferd startet dann mit Übergewicht in den Frühling auf die zucker- und eiweißreichen Weiden.

Stoffwechselprobleme und Kotwasser sind vorprogrammiert. Weniger ist also mehr. Beziehungsweise angepasst. Raufutter sollte immer mindestens 1 Kilo pro 100 Kilo Körpergewicht gefüttert werden, dazu kommen im Herbst/Winter Vitamin C-haltige Früchte und Beeren, so wie es uns die Natur im vormacht. Auch Blätter, Rinden und Wurzeln sollten in dieser Jahreszeit vermehrt auf den Speiseplan kommen. Wenn es dann zum Frühjahr wieder auf die Weide geht, sind Bitterstoffe gefragt. Was früher auf den Wiesen als Kräuter wuchs, muss jetzt meist zur Monokultur-Wiese ergänzt werden. Denn die Bitterstoffe verbessern die Sekretion der Verdauungssäfte, halten das Darmmilieu stabil und helfen dabei, Fruktane besser auszuscheiden. Die komplexen Pflanzeninhaltsstoffe der Kräuter können so auch vor Rehe schützen. Dass bei einem reichlichen Angebot von jungem, proteinreichen Gras nicht auch noch Hafer und Müsli auf dem Programm stehen sollten, versteht sich wohl von selbst. Apropos Möhren und Zucker, lassen sie sich nicht verrückt machen. 10 Kilo Heu enthalten ein bis zwei Kilo Zucker, da kann es letztlich nicht an einer einzelnen Möhre liegen, wenn ihr Pferd zu dick wird. Zwar schmeckt dem einen oder anderen Pony ein Stück Fenchel genauso gut, doch wenn die Grundbausteine der Fütterung stimmen, sind auch mal Möhren erlaubt.

Und bei Fragen rufen Sie uns einfach an, wir überlegen gerne mit Ihnen zusammen, was für Ihr Pferd die passende Fütterung sein kann.

Kontakt

Quellen

Christina Fritz Pferde fit füttern
wissen.sanoanimal.de
Kraft/Dürr Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin
Meyer/Coenen Pferdefütterung
Lothar Ursinus Mein Blut sagt mir – Labor ganzheitlich

artgerecht-tier.de
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