Immer wieder erhitzte Gemüter unter Pferdeleuten! Diskussionen um den Selenbedarf ihrer Tiere sind fast überall auf der Tagesordnung. „Wir leben in einem Selenmangelgebiet“ hört man ständig. Diese Aussage schürt die Angst des Tierhalters vor einer möglichen Selen-Unterversorgung seines Tieres. Folglich wird in wohlgemeinter Absicht regelmäßig mit Mineralfutter oder mineralisierten Müslis bzw. Hundefutter supplementiert – häufig bis zur Schwelle des toxischen Selen-Grenzwerts - und darüber hinaus!
Die Spanne zwischen lebensnotwendigem Bedarf und Toxizität ist bei kaum einem anderen Spurenelement ähnlich eng. Einerseits ist Selen von großer Bedeutung für die Gesundheit der Pferde und Hunde (und natürlich des Menschen). Andererseits ist Selen als gefährliche Substanz mit toxischem Potential. Selen ist für Pferde und Hunde unentbehrlich und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Selen ist Bestandteil zahlreicher Eiweiße (Selenoproteine), die im Stoffwechsel wichtige enzymatische Funktionen ausüben, unter anderem Schutz des Körpers vor Zellschädigung bzw. Zellzerstörung durch freie Radikale und Entgiftung des Organismus. Das Tückische jedoch: Die durch eine Selenüberversorgung (2 mg täglich für Pferde bedeutet die Schwelle zur chronischen Toxizität) ausgelösten Symptome sind z.T. identisch mit Selenmangelsymptomen: Muskelschwäche und –schmerzen, steifer Gang, unspezifische Lahmheit, Haar- und Fellverlust. Charakteristische Zeichen der chronischen Selenvergiftung sind ringförmige Einschnürungen an den Hufen bis schlimmstenfalls zum gefürchteten Ausschuhen. Auch bröckelige Hufe, gehäuftes Auftreten von Hufgeschwüren und die Entwicklung von Hufrehe können Zeichen eines chronischen Selenüberschusses beim Pferd sein. Zu hohe regelmäßige Selengaben gelten nachweislich als Risikofaktoren bei der Entstehung von Insulinresistenz und damit von EMS und Diabetes Typ 2.