Es ist erstaunlich, auf welche Ideen der Mensch in der Diskussion um die Ernährung von Hunden (und auch Katzen) kommt. Eine dieser „grandiosen“ Ideen ist es, Hunde vegetarisch ernähren zu wollen.
Unsere Haushunde stammen vom Wolf ab und sind wie ihre wilden Vorfahren Karnivoren, also Fleischfresser. Da sie auch einen pflanzlichen Anteil mit ihrer Nahrung aufnehmen (z. B. Mageninhalt der Beutetiere, Kräuter, Beeren), bezeichnet man sie häufig auch als omnivore Karnivoren. Der Hauptbestandteil des Futters unserer Haushunde muss demzufolge tierischer Herkunft sein. Man geht dabei von ca. 80 – 90 % tierischen und 10 – 20 % pflanzlichen Bestandteilen in der Gesamtfuttermenge aus. Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollte eigentlich jedem klar sein, dass die vegetarische Ernährung von Hunden alles andere als artgerecht ist.
Oft wird das Argument der Domestikation angebracht. Es heißt dann, der Hund habe sich über die vielen Jahre der Haustierwerdung soweit an die Ernährung des Menschen angepasst, dass er vegetarisches Futter gut verwerten könne. Auch würde das heutige vegetarische Hundefutter durch seine optimale Zusammensetzung alle Nährstoffe liefern, die ein Hund braucht. Letzteres stimmt nur zum Teil und nur rein theoretisch. Sicherlich sind in diesen Futtermitteln, die als Alleinfutter bezeichnet werden, rein rechnerisch alle Nährstoffe enthalten, die der Hund benötigt, nur liegen sie in einer Form – nämlich pflanzlich – vor, die der Hund schlecht und keinesfalls in ausreichendem Maße verwerten kann, weil seine Verdauung gar nicht darauf ausgelegt ist. Die pflanzliche Nahrung belastet den Organismus, ganz besonders Nieren, Leber und Bauchspeicheldrüse. Der Organismus verschlackt nach und nach, was auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen führt.
Das Argument der Anpassung ist schlicht und ergreifend falsch. Der Verdauungsapparat der Hunde hat sich in den vielen Jahren der Domestikation kaum verändert und ist dem seiner wilden Vorfahren, der Wölfe, fast gleich geblieben. Das heißt, dass seine Verdauung auch heute noch auf die Verarbeitung hauptsächlich tierischer Futtermittel ausgelegt ist und diese auch zwingend zu seiner Gesunderhaltung benötigt. Wer sind wir Menschen eigentlich, dass wir uns permanent einbilden, der Natur reinreden zu müssen und sie verbessern zu wollen?
Gerät man weiter in die Diskussion, bekommt man zu hören, dass vegetarische Ernährung für Hunde vielleicht unnatürlich sei, genauso unnatürlich sei es aber, dass Hunde Halsbänder trügen, im Körbchen im Haus oder gar im Bett des Menschen schliefen oder Dosenfutter fräßen. Der Hund lebe also völlig unnatürlich mit den Menschen zusammen, aber das sei ja deshalb nicht gleich schlecht.
Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Über diese Haltungsbedingung kann man auch sprechen, aber hier geht es um den Karnivoren Hund. Und wer sich entscheidet, einen Fleischfresser in sein Heim aufzunehmen, übernimmt für dieses Wesen die Verantwortung und ist Zeit seines Lebens verpflichtet, ihn entsprechend seinen Bedürfnissen zu versorgen.
Dann gibt es noch das Argument, dass manche Hunde gar kein Fleisch vertrügen und deshalb mit vegetarischen Spezialprodukten ernährt werden müssten. Ich weiß von einigen Hunden, die die Diagnose „Allergisch auf jede Form tierischen Proteins“ erhielten. Ich weiß auch, wie verzweifelt mancher Hundebesitzer nach den Jahren der Odyssee von Tierarzt zu Tierarzt, ohne dass der Durchfall, das Hautjucken oder andere Beschwerden sich auch nur ansatzweise besserten, am Ende sein müssen. Und dann eine solche Diagnose! Was soll man da machen? Zuerst einmal fragen, ob diese Hunde bisher mit Trockenfutter oder artgerecht mit Frischfleisch ernährt wurden? Vielleicht hat ja das Allergieproblem seine Ursache an ganz anderer Stelle.
Ist es ethisch zu rechtfertigen, aus einem von der Natur zum Karnivoren bestimmten Tier einen Pflanzenfresser, einen Vegetarier oder gar Veganer zu machen? Jeder Hundehalter hat sich verpflichtet, die Verantwortung für seinen Hund zu übernehmen und ihn art-, tier- und bedürfnisgerecht zu ernähren. (Da fällt mir noch ein: Ob wohl ein „eingefleischter“ Fleischesser auf die Idee kommen wird, seinem Kaninchen ein schönes fettes Steak vorzusetzen? Wohl kaum… Man würde das als pervers bezeichnen.)
Ich kenne sehr viele Vegetarier, die selbstverständlich bereit sind, ihrem Hund Frischfleisch zu füttern, weil sie das als artgerecht erkannt haben. Sie füttern auch kein Fertigfutter. Ihr Argument ist, dass sie mit ihrer eigenen Ernährung bewusst umgehen und dies dazu geführt hat, das Gleiche auch bei der Fütterung ihrer Hunde zu tun.
Den ungekürzten Orignial-Beitrag finden Sie unter dem Titel Die seltsame Mutation des Hundes auf artgerecht-tier.de